Uta de Jong

 

Seit 1996 war ich dienstlich oft in Osteuropa unterwegs. Schon nach kurzer Zeit fielen mir die vielen Straßenhunde in verschiedenen Ländern (Russland, Weißrussland, Lettland, Estland, Ukraine) auf. Es war immer das gleiche Bild. Große Müllplätze vor den Hochhäusern, in denen Hunde und Katzen verschiedener Größen nach Essbarem suchten. Aber auch Menschen stöberten nach Brauchbarem in diesem Müll.

 

Füttern konnte ich nicht, da es sofort zu Zankereien unter den Hunden kam. Also unterließ ich es.

 

Ich fing an die Menschen zu fragen, warum es so viele Straßenhunde gibt. Ich bekam nie eine richtige Antwort. Die Menschen vor Ort hatten sich an diese Gemeinschaft so leidlich gewöhnt. Dann hörte ich von Tötungsstationen in Osteuropa, die oft eine Abteilung der jeweiligen Stadtverwaltung war. Ich fing an intensiver nachzufragen und bekam zur Antwort, dass das getötete Tier ja noch einen wirtschaftlichen Nutzen erbringt. Die Knochen gehen in das Knochenmehl zum Düngen, andere Teile gehen in die Seifenproduktion, das Fell wird ordentlich abgezogen und für Fellschuhe genutzt…..nach dem Rest wollte ich nicht mehr fragen.

 

Nach hartnäckigem Suchen gewährte man mir den Zutritt zu einer noch aktiven Tötungsstation. Ich sah in die traurigen Augen der Todeskandidaten in den zu engen Zwingern, ich sah das aufgespannte Fell eines großen Tieres, ich sah den großen Gerbstein, ich sah die Holzbox, wo das Tier mit Strom und einem nassen Schwamm getötet wurde. Und ich sah in die ausdruckslosen Gesichter der Menschen, die einfangen und töten.

 

Diese Begegnung veränderte mein Leben. Zu Hause angekommen erzählte ich dies meiner russischen Kollegin. Sie sah mich an und wollte meine Empörung nicht verstehen. „Was willst Du, sagte sie mir, ich trug früher zu Hause auch Hausschuhe aus Hundefell. Das war für uns normal“.

 

Ich wollte mich nie in Deutschland innerhalb des Tierschutzes organisieren. Zu viel Egoismus, Profilneurosen, Streit-und Geltungssucht prägen das Bild der meisten Tierschutzvereine in Deutschland. Das war nicht meins.

 

Aber es musste was passieren. Mir wurde klar das Tierschutz hier in Osteuropa zuerst in den Köpfen der Menschen vor Ort stattfinden muss. Denn nur sie können etwas bewegen.

 

Dieses Schlüsselerlebnis fand bei mir 2007 statt. Inzwischen gibt es diese Tötungsstation nicht mehr. Inzwischen engagiere ich mich im Auslandstierschutz in der Ukraine. Mein Schwerpunkt ist geblieben. Den Menschen vor Ort zu helfen, einen aktiven Tierschutz zu leben und zu etablieren und um für die vielen herrenlosen Seelen eine Verbesserungen ihrer Lebensqualität zu erreichen.