Ukraine 27.01. – 01.02.2025 Teil 1

 

Teil 1

Vorwort

Im Dezember 2024 erhielt die Hundehilfe-Ukraine e.V. eine Einladung der deutschen Tierschutzorganisation „Tierfreunde Ukraine e.V.“ zu einer Reise nach Kiew. Ziel dieser Reise war der Austausch mit ukrainischen Tierschützern, Einschätzung der Situation der Straßentiere sowie der zurückgelassenen Tiere und die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zu diskutieren.

 

Wir besprachen, ob wir unter den aktuellen Umständen teilnehmen sollten und entschieden, dass Norbert de Jong – Kassenwart der Hundehilfe-Ukraine e.V. – die Reise antreten wird.

 

Auch andere deutsche Tierschutzorganisationen waren eingeladen; sahen aber wohl keine Möglichkeit einer Teilnahme.

 

 

Unterstützt wurde diese Reise von der Stiftung „West-Östliche Begegnungen“.

 

Reise

Am 26.01. traf ich mich mit Masha, Mitglied der Tierfreunde Ukraine e.V., in Warschau, um gemeinsam die Reise in die Ukraine anzutreten. Um 20.30 starteten wir mit dem Unternehmen „FlixBus“ von einem Busbahnhof am Warschauer Flughafen. Fahrten mit dem Bus sind wohl momentan das bevorzugte Reisemittel für Reisen in die Ukraine. Über Lublin/Polen, Rivne in der Ukraine ging es nach Kiew. Um Mitternacht erreichten wir die polnisch/ukrainische Grenze; die Grenzabfertigung dauerte etwa 2 Stunden. Geht auch viel langsamer wie ich noch feststellen sollte. Um 11:00 am Montag – ukrainische Zeit – erreichten wir in Kiew einen Busbahnhof in der Nähe des Hauptbahnhofes.

Viele Stunden im Bus – aussteigen mit steifen Knochen – Bus fahren muss man mögen.

 

Wir wohnten im Hotel „Ukraina“ direkt am Maidan, Kiews zentralem Platz, mit Blick auf das Unabhängigkeitsdenkmal. Das Hotel wurde 1955/1961 im Stil des sozialistischen Klassizismus ursprünglich als Hotel „Moskau“ erbaut. Dort trafen wir dann auch Olha und Anschelika – zwei weitere Mitglieder der Tierfreunde Ukraine e.V.

Vor Ort wurde unser Besuch durch die Nicht-Regierungsorganisation „Azou – Association animal protect organizations of Ukraine“ organisiert. Dazu später mehr.

 

Sirius

Am 28.01. besuchten wir das Tierheim „Sirius“ – etwa 40 km von Kiew entfernt. Sirius ist das größte Tierheim in der Ukraine mit etwa 3000 Hunden, 200 Katzen und noch einigen anderen „Exoten“. Gegründet vor etwa 25 Jahren. Entsprechend präsent ist das Tierheim im Internet. Ich werde daher nicht zu ausführlich.

 

Wir wurden von Alexandra – der Gründerin und Eigentümerin begrüßt.

 

Wir machten einen Rundgang – Gehege reiht sich an Gehege. Einige Hunde laufen frei herum. Von den 3000 Hunden sind etwa 1000 Tiere aus den Kriegsgebieten bzw. wurden von ihren Eigentümern zurückgelassen. Oft traumatisiert. Beindruckt war ich von Alexandras Gedächtnis – sie kennt ihre Tiere bei Namen und kennt ihre Geschichten. Oft keine guten Geschichten…

Alexandra sagte mir, dass man viele Probleme hätte aber man würde sie lösen. Dieses „wir finden Lösungen“ hat mich sehr beeindruckt!

 

Im März 2022 besetzte die russische Armee das Gebiet – das Tierheim war bis zum April abgeschnitten. Alexandra und Mitarbeiter blieben – versuchten die Tiere zu versorgen. Sie fuhren in benachbarte Dörfer um Futter für die Tiere aufzutreiben. Man sagte mir, dass die russische Armee bis auf 20 km an das Stadtgebiet herangekommen wäre; sie wurden Ende März/Anfang April wieder vertrieben.

 

Auch erzählte man mir, dass die Wälder in den ehemals rund um Kiew besetzten Gebieten vermint sind – betreten verboten. Schlecht für die Pilzsammler – gerüchteweise hörte ich, dass man trotzdem sucht.

 

Aus Kostengründen wird für die Tiere gekocht – offene Feuerstellen, die mit Holz beheizt werden. Schwierig für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in dem Qualm stehen. Mir hat es – fast – den Atem geraubt.

Interessant – man baut gerade an Unterkunftsmöglichkeiten für „Volontäre“ – Freiwillige, die auf Zeit helfen. Arbeit gibt es dort mehr als genug. Hin und wieder bekommen wir Anfragen: „Ich möchte gerne direkt in der Ukraine den Tieren helfen.“ Bisher konnten wir hier nicht wirklich weiterhelfen. Ich vereinbarte mit Alexandra, dass wir solche Anfragen an Sirius weiterleiten. Sie sprechen englisch!

Das Tierheim ist fast ausschließlich auf Spenden angewiesen – die Unterstützung seitens der Stadt Kiew ist gering. Auch hier wie fast überall die gleiche Situation. Zu Beginn war die Hilfsbereitschaft aus dem Ausland überwältigend – inzwischen sehr gering. Auch wir als Hundehilfe-Ukraine spüren dies natürlich.

 

Wie viele mittelständische Unternehmen gibt es eigentlich in Deutschland? Und solche, denen es trotz der derzeitigen wirtschaftlichen Lage immer noch gut geht. Da könnte man ja auch das Herz und vor allem das Portemonnaie öffnen und das Tierheim monatlich mit einem ordentlichen Betrag unterstützen. Fällt in der Bilanz kaum auf und ist steuerlich auch noch absetzbar. War ja nur mal so ein Gedanke…

 

Wir verabschiedeten uns – im Namen der Hundehilfe-Ukraine übergab ich eine Spende in Höhe von 400,00 €. Ein Tropfen im Ozean!

E-Mail: dogcat.sirius@gmail.com
Website: https://dogcat.com.ua/en

Facebook: https://www.facebook.com/Shelter.SIRIUS

Instagram: Instagramm

Konto + Info:

https://www.instagram.com/sirius.shelter?igsh=ZjBsNXA2cm0zMG8= https://www.instagram.com/sirius_adopt?igsh=MWs1cXJhd3l3ODRqYQ==

 

 

Zwischenbemerkung – Luftalarm

 

Die gab es jede Nacht! Mal weiter entfernt – mal ganz nahe beim Hotel. Masha nutzte eine App, die anzeigte wo es gerade Aktivitäten von russischen Drohnen und Raketen gibt. Die Angst vor Raketen ist größer; Drohnen sind langsamer. Bei Alarm schickte sie mir die entsprechende Karte und ich konnte entscheiden, ob ich den Luftschutzraum aufsuche. Ich war zweimal im Luftschutzraum – im dritten Untergeschoß des Hotels. Bei Alarm gab es eine Durchsage im Zimmer, dass man den Luftschutzraum aufsuchen soll – natürlich ohne den Lift zu benutzen. Am Mittwoch in der Frühe hörte ich 4-6 dumpfe Explosionen – am nächsten Morgen sagte man mir, dass es Schüsse der ukrainischen Luftabwehr gewesen seien. Im Luftschutzraum gab es dann auch per Lautsprecher die Entwarnung, die mit dem Satz endete „May the force be with you“ („möge die Macht mit Dir sein“ – Zitat aus „Starwars“).

In Kiew gibt es eine Ausgangssperre von Mitternacht bis morgens um 5:00h.